Wie alles anfing


Es brauchte viel Zeit und das Zusammentreffen vieler Lebensgeschichten, die zur Gründung des Frauenwortevereins führten. Von den wichtigsten Stationen daraus möchten wir euch gerne einmal ganz persönlich erzählen:

1997


Monika Liebner:

1997 verlor ich meinen Sohn Paul durch einen medizinische indizierten Schwangerschaftsabbruch. Mein Leben änderte sich drastisch, und ich war sehr allein mit einem Gefühl, welches ich bis dahin noch nicht gekannt hatte: Trauer um ein nichtgeborenes Kind.

Um irgendwie diese Trauer mitteilen und teilen zu können, begann ich die ersten Webseiten dazu in das damals noch dünn besiedelte Internet zu stellen.
Die Geschichte von Paul hat offenbar viele Menschen berührt, und ich bekam zahlreiche E-Mails ebenfalls trauernder Mütter, die ich zunächst alle persönlich beantwortete. Doch bald wurden die Zuschriften so zahlreich, dass ich sie gar nicht mehr beantworten konnte, und gleichzeitig hatte ich ein gutes Gefühl dafür bekommen, wie wichtig doch gerade dieser Austausch unter Betroffenen ist.

Ein Jahr später kam meine Tochter zur Welt, und unter www.gluecklose-schwangerschaft.de richtete ich ein erstes kleines Forum ein, in dem wir alle uns austauschen konnten.

1999


Birgit Zart:
1999 starb mein Sohn Jannik durch seine viel zu frühe Geburt in der 23. Schwangerschaftswoche und zum ersten Mal in meinem bis dahin so glücklichem und sorglosen Leben habe ich erfahren müssen, was es heißen kann, einen Schicksalsschlag verkraften zu müssen. Ganz ehrlich: ich war gar nicht fähig, ihn zu verkraften. Ich war furchtbar wütend über das, was mir da widerfahren war. Mit Hilfe meiner Familie und meiner Schwester begann ich sehr laut zu werden, gab Interviews und initiierte einige Fernsehbeiträge, wie Akte 99, Panorama, uvm, um auf die ungeklärte Rechtslage der Bestattungsfähigkeit der sehr kleinen Babys hinzuweisen. Ausgerechnet die Produzentin eines dieser Fernsehbeiträge wies mich auf eine Diskussion im Internet hin, in der „andere betroffene Frauen“ über mich und Akte 99 diskutierten. Ihr ahnt sicherlich, wo diese Diskussion stattgefunden hatte: Im Forum gluecklose-schwangerschaft.de.
Noch an diesem Tag schrieb ich das erste Mal im Leben „ins Internet“, um mich an dieser Diskussion beteiligen zu können und habe seither mit dem posten nicht mehr aufgehört. Im Gegenteil: war ich bis dahin doch relativ allein mit meiner Trauer, so fand ich unglaublich viel Hilfe in diesem Forum. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Ich absolvierte dort meine Trauertherapie- und ich werde diese Zeit niemals vergessen.

Monika Liebner:
Nun, mit Biggi war ein Motor ins Forum gekommen. Aus der reinen "Selbsthilfegruppe" wurde eine aktive Gemeinschaft.. Biggi gab - noch stark selbst trauernd - die ersten Trauerseminare.
Sie kämpfte wie eine Löwenmutter um Öffentlichkeit, organisierte Fernsehtermine usw. um die Öffentlichkeit aufzurütteln und für unser Thema zu sensibilisieren.
Das Forum wurde zu einer Anlaufstelle für trauernde Eltern rund um den Globus,
24h lang am Tag.....

Birgit Zart:
November 1999: In München findet das allererste Trauerseminar statt. Mein Honorar: Ein Friseurbesuch.

2000


Monika Liebner:
Später, als wir dann schon mehrere Foren hatten, bekam Biggi ihr eigenes Forum,
zuerst um trauernden Müttern im Kinderwunsch zu helfen, und von ganz allein kamen Kinderwunschfrauen dazu, die keine Kinder verloren hatten.
Es ergänzte sich in Harmonie. Biggi schrieb ihre Webseite:

www.kinderwunschhilfe.de.

Da der Verein „Regenbogen – Glücklose Schwangerschaft e.V.“ den Begriff Glücklose Schwangerschaft“ für sich beanspruchte, musste ein neuer Domainname gefunden werden. „Die Schmetterlingskinder“ war ab Februar 2002 der Name für diese Webseite.

Birgit Zart:
Inzwischen hatte ich ein richtiges neues zuhause in den Trauerforen gefunden. Während ich selbst jedoch bereits drei Kinder hatte, hatten viele meiner neu gefundenen Freundinnen noch kein einziges lebendes Kind .Durch meinen Beruf und  durch die Profilierung vor allem in der Frauen und Fruchtbarkeitsarbeit, hatte ich zwar unendlich viele Ideen, wie ich meinen Freundinnen helfen könnte, gleichzeitig wollte ich mich aber nicht outen, denn ich befürchtete, mit meiner Anonymität eben auch meinen eigenen Platz als Trauernde aufgeben zu müssen. Auch dachte ich damals, ich würde nie mehr wieder in meinen alten Beruf zurück kehren. Zu wütend war ich auf mich und das Leben.

Zunächst gab ich daher den einen oder anderen Tipp per E-Mail. Was ich nicht ahnte: Die Frauen gaben die Tipps untereinander via E-Mail oder Messenger weiter und schon nach kurzer Zeit war ich geoutet. Da half nur eines: Moni richtete mir im Mai 2000 ein eigenes Forum ein, es war ein Kinderwunschforum nur für stille Mütter.

Im selben Monat hatte mein Sternenkind Jannik seinen ersten Jahrestag und ich schaffte es endlich, seine Geschichte aufzuschreiben.

Jannik's Geschichte

Im August 2000 sollte ich mich nach einem Krankenhausaufenthalt „schonen“, was bei meinem Temperament einfach unmöglich schien. Ich verordnete mir also für diese Zeit eine ausgiebige Beschäftigung und lernte, wie man mit Frontpage eine Homepage erstellt. Ich glaube, ich brauchte eine ganze Woche, um einen Button anzulegen.

Juli 2000


Heinke Zart:

Mein erstes Folgebaby war schon 6 Monate alt. Meine Schwester erzählte mir bei jedem ihrer Besuche von einem Forum , das ihr dabei half, den Tod ihres Sohnes zu verarbeiten.
Ich konnte mir darunter nicht viel vorstellen, war doch das Internet für mich eine ziemlich suspekte Sache.
Kurzerhand ignorierten meine Mutter und meine Schwester meine Internetunlust und kauften mir ein Modem. Mit dazu bekam ich die Internetadresse von den Schmetterlingskindern. Es dauerte nicht lange, da wurde dieses Forum unverzichtbar für mich. Schon morgens schlappte ich mit dem ersten Kaffee an den Computer, um  mich noch vor meinem Mann ins Netz einzuwählen, der inzwischen genauso begeistert las und mitschrieb. Die Trauer um unseren Sohn, der am 30.1.1999  tot geboren wurde, hatte endlich einen Platz! Ich fühlte mich verstanden in meiner Trauer und mit meinen Ängsten um mein Folgebaby.

2002


Heike Wischer:

Im Januar 1999 starb das Baby meiner Freundin Bata (Heinke Zart) in der 36. Schwangerschaftswoche. Ich war zu diesem Zeitpunkt selbst hochschwanger und es traf mich eiskalt und vollkommen unvorbereitet. Wir hatten in unserer Schwangerschaft viel Zeit miteinander verbracht und viele gemeinsame Zukunftspläne ausgeheckt. Eine Woche nach dieser schrecklichen Nachricht wurde meine Tochter Anna geboren. Anna war gerade  3 Monate alt, als wir dann auch noch Biggis Sohn zu Grabe trugen. Ich stand neben meinen beiden Freundinnen, Schwestern, die innerhalb so kurzer Zeit das zweite Mal einen Babysarg in der Erde verschwinden sahen.

Ich kann mich gut daran erinnern, mit welchen Gefühlen ich mein Baby auf dem Arm trug.  In den kommenden Monaten lernte ich, mit der Trauer meiner Freundinnen umzugehen, und meine eigene Trauer zu verarbeiten. Ich half, wo ich konnte, ich hörte zu, ich versuchte immer wieder zu signalisieren: Nein, deine Trauer ist mir nicht zu viel.

Biggi begann recht schnell, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Zu unglaublich war die Tatsache, unter welch einem gesellschaftlichen Tabu das Thema „Verlust eines Kindes in der Schwangerschaft“ damals noch zu leiden hatte. Noch schlimmer waren gesellschaftlicher und politischer Umgang mit der Bestattung frühgeborener Kinder. Biggi gab damals ein Interview nach dem andern, ein Drehtag folgte dem anderen,  und verbrachte ihre restliche Zeit damit, aufklärende Briefe an verschiedene politische Institutionen zu schreiben.

Auch da unterstützte ich sie, wo ich nur konnte. Als sie im August 1999 das Forum der Schmetterlingskinder entdeckte, konnte ich als stille Mitleserin immer mehr begreifen, wie wichtig der Austausch betroffener Mütter untereinander ist und wie viel Halt das geben kann. 

Eines Tages im Jahr 2000 sendetet mir Biggi einen Link zu einem Beitrag des Folgekinder-Forums. Es ging um das Langzeitstillen, und als Langzeitstillende bat sie mich, zur Diskussion beizutragen. Das war das erste Mal, dass ich selbst in den Foren schrieb. Im selben Jahr entstand das Kinderwunschforum und mit seinem raschen Anwachsen in nur kurzer Zeit auch Biggis Wunsch, Unterstützung in der Moderation zu haben. Ich kam diesem Wunsch gerne nach. Ich stellte meine Geschichte online und es dauerte nicht lange, als die ersten Frauen, die ähnliches wie ich erlebt hatten, mich um Rat baten. Sie waren wie ich nicht selbst betroffen von dem Verlust eines Kindes, aber sie kannten Frauen, denen das passiert war und wollten helfen.

Sommer 2002


Heike Wischer:

Biggi kommt auf eine Tasse Kaffee zu mir und bittet mich, ein Forum für Mütter einzurichten. Viele der von uns betreuten Kinderwunschfrauen waren längst Mütter geworden, und es zeigte sich, dass auch sie ein gemeinsames Plätzchen benötigten, welches ich moderieren sollte.

www.mutterseite.de

Herbst 2002


Christine Rosenwald:

Schon 1997 erhielten mein Mann und ich die  Diagnose „infertiles Spermiogramm“ und nach mehreren Inseminationsversuchen wurde ich gegen jegliche ärztliche Voraussage ganz ohne Hilfe trotzdem spontan schwanger. Leider habe ich unser Kind wieder verloren. Die Trauer darüber konnte ich lange Zeit nicht aussprechen oder teilen, bis ich 1999 die Schmetterlingskinder fand. Damals gab es nur ein einziges Forum für alle. Hier trafen sich die trauernden Mütter, die Kinderwunschfrauen und auch die Folgekindermütter. Ich konnte endlich über meinen Schmerz reden und so ein Stück heilen und meinem Kind einen Platz in meinem Herzen geben.

Unsere Fruchtbarkeitsbehandlung ging weiter, mittlerweile mit ICSI und allen Schikanen. Ich war in einem Hamsterrad aus Hoffnung, Frust und Verzweiflung gefangen. Zum Glück bin ich dann im März 2000 auf dem ersten Dänemarkseminar bei Biggi angelandet und konnte aus dieser schlimmen Mühle aussteigen. Seitdem hat sich mein Leben von Grund auf verändert. Endlich habe ich den Sinn meines Schicksals und meine Heimat gefunden.

Ich durfte wunderbare Dinge lernen, erst für mich, dann mehr und mehr auch für andere. Biggi’s Kinderwunscharbeit ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Von David Braun und Biggi habe ich die Aufstellungsarbeit gelernt, von dem unvergessenen Dr. Wolfgang Mettler ist mir die Homöopathie zu einem täglichen persönlichen Helfer geworden, Dr. Gowri Motha hat mir das Creative Healing und die Fruchtbarkeitsmassage beigebracht.

Ein Höhepunkt in der Arbeit des 2002 gegründeten Weiberclans war der Kinderwunschkongreß im März 2005 in Würzburg, gleich anschließend das Seminar mit Gowri Motha, welches übrigens das einzige Ausbildungsseminar in Deutschland war.

November 2002


Heike Wischer:

In diesem Monat verliere ich in der 8. Schwangerschaftswoche mein Kind. Ich habe ihm den Namen Liz gegeben.

2003


Simone Finck-Rudolphy:
Im Januar 2001 wurde ich nach meiner ersten Fehlgeburt  erneut schwanger. Zwillinge! Wir freuten uns so sehr und planten unser neues Leben zu viert. Doch Emilia und Carla  starben in der 15. Schwangerschaftswoche an einer Lungenentzündung. Unser Leben nahm eine Wendung von jetzt auf gleich, ohne Vorwarnung und ohne sicheres Netz.

Ich war unfähig zu arbeiten, mehrere Monate lang. Wir richteten mir einen PC-Arbeitsplatz zuhause ein, so konnte ich meine Kanzleiarbeit von hier aus verrichten. Meine Heilpraktikerausbildung brach ich ab, nichts ging mehr.
In dieser Zeit  fand ich ein Trauerforum, nämlich Monis Schmetterlings-kinder,  wo ich entsetzt bemerkte, wie vielen Frauen und Männer es genauso ergangen war wie uns. Das war im Juni 2001. Meine Einsamkeit war vorbei, meine Trauer hatte einen Platz. Ich fand Austausch und trostreiche Kontakte, lebte meine Trauer um meine Kinder.
Zaghaft schnupperte ich dann im Laufe der Zeit mal ins Kinderwunschforum rein. Konnte ich schon an ein weiteres Kind denken, wo doch meine Kinder erst so kurze Zeit tot waren? Diese Forumszeit, in der ich einerseits noch meineTrauer und gleichzeitig auch meinen neuerlichen Kinderwunsch leben konnte war segensreich für mich.
Im Dezember 2001 verlor ich Leo, meinen kleinen Weihnachtsengel.
Im April 2002 fand mein erstes Seminar mit Biggi statt, zusammen mit Bernd, meinem Mann. Ein kleines Paarseminar, das prägend für mich und uns war und außerdem den Weg bereitete für die Freundschaft mit Christine und Biggi und Christina, später dann auch mit den anderen Frauen des Vereins. Wir neun Frauen trafen uns immer wieder und so auch im Juni 2003, an Tinas Geburtstag in der Nähe von Lübeck. Es waren herrliche Tage!

Sommer 2003: "Die Lübecker Nacht"


Simone Finck-Rudolphy:
Fast alle waren wir da, und fast alle auch mit unseren Männern (was zumindest in meinem Falle  wichtig ist zu erwähnen :-)) Es gäbe so vieles zu schreiben über diese Nacht, in der Oskar und Henriette herbeigesummt, gebrummt und herangezogen wurden – mit Hilfe der „Silberschnur“, die Biggi und Heike wohl auf der Fahrt nach Lübeck „entwickelt“ hatten. Sehr viel über diese Nacht weiß ich gar nicht mehr, weil es mir alkoholmäßig sehr gut ging (nochmals :-)) und doch war es so intensiv, dass es mich jetzt beim schreiben noch schauert.

Kinderseelen verlieren sich manchmal und wissen nicht so recht in welche Richtung es denn nun geht. Die Silberschnur die Mama (und Papa) auswerfen, schafft die Verbindung zum Kind und erinnert die Kinderseele auch daran, in welche Richtung es zu Mama und Papa geht – nämlich runter!

Tina und Biggi sangen und summten und brummten schon eine Weile und dann brummten Tina und Christine und ich und es war so ein all-umfassendes Brummen, ich höre es heute noch in meinen Ohren….
Nach diesem Fest fuhren Bernd und ich nach Langeoog – und schon mit Oskar, den ich herbeigebrummt hatte und der Henriette (oder umgekehrt?) im Schlepptau hatte.

Unsere zwei Lübeck-Babies!!!

Es gäbe noch so vieles zu erzählen….

Oskar wird nun bald drei Jahre alt und in dieser Zeit entwickelte sich meine Berufung enorm. Ich arbeite mit der Craniosacralen Therapie und natürlich mit der Fruchtbarkeitsmassage u.a. in einer Hebammenpraxis, dort bin ich auch da für die Schwangeren und die Mütter und ihre Babies. Wann immer mir Zeit bleibt, unterstütze ich die Forenarbeit im Verein.

Es ist nicht immer leicht für mich, die Vielfalt meines Lebens  unter einen Hut zu bringen, im Frühjahr des Jahres 2006 hat es mich fast zerrissen deswegen. Ich muss sehr auf mich achten – und dies nun noch mehr da ich beschlossen habe, die Heilpraktikerausbildung weiterzuführen und natürlich auch erfolgreich abzuschließen.

Am liebsten wäre ich jetzt pathetisch, und ich bin es jetzt:

Ich liebe meine Arbeit, ich liebe mein Kind und meinen Mann und mein Leben, meine Freunde, dieses vielen Facetten meines Lebens, so schwer es manchmal auch ist, die Balance zu halten.

Und ich liebe meine „Weiber“ von Frauenworte!

Und oft frage ich mich, wie mein Leben wohl aussähe, wenn Emilia und Carla nicht da gewesen wären…

Sommer 2004:
Die Idee für ein Portal und einen Verein entsteht


Monika Liebner:
Die Betreuung eines Forums, in dem es Tag für Tag um so tiefgreifende Schicksale von Menschen geht, die in ihrer Trauer Halt und Geborgenheit suchen, kann man alleine nicht über eine längere Zeit durchstehen. Es geht hierbei gar nicht nur um den zeitlichen und finanziellen Aufwand, sondern vielmehr um die emotionale Kraft, die dafür immer und immer wieder aufzubringen ist. DAS steht niemand allein durch…

Einzig und allein weil ich nicht mehr wußte, wie ich mit den Schmetterlingskindern weiter machen sollte, bin ich zu Biggi und Heike nach Tremmen gefahren. Ich fühlte mich ausgebrannt und konnte und wollte einfach nicht mehr so weitermachen, wie bisher. Ich dachte darüber nach, das Forum zu schließen, gleichzeitig wollte ich auf keinen Fall den trauernden Menschen meine Hilfe entziehen.

Wie oft schon war ich an diesem Punkt angelangt? Sehr oft. Nur dass sich zu diesem Zeitpunkt auch meine eigene Situation sehr verändert hatte, und ich noch weniger Kraftreserven hatte, als zuvor.

Es war wunderschönes Wetter, wir saßen auf der Terrasse, und zunächst sprudelten der Druck und die Verantwortung nur so aus mir heraus. Auch Biggi und Heike sprudelten, denn auch ihre ehrenamtliche Arbeit in den Foren war zu einer enormen emotionalen Belastung geworden. Phasen mit kraftvollem Engagement in den Foren wechselten offenbar mit Phasen, in denen wir schlichtweg unsere Akkus wieder aufladen mußten- und dann empfanden wir diese Forumsabwesenheit fast als unverantwortlich. Es tat richtig gut, sich darüber einmal richtig aussprechen zu können.

Im Laufe eines langen Nachmittags stand dann fest: Die einzige Chance, die wir haben, um eine solche Arbeit weiterhin zu leisten, ist, die Verantwortung auf mehrere Menschen zu verteilen. Biggi, Heike und ich beschlossen, dass wir nicht mehr länger alleine mit der Verantwortung für die Foren dastehen möchten. Wir wollten das gemeinsam organisieren und uns so gegenseitig stärken. Wir entschieden, mit unseren Foren „zusammen zu ziehen“ in ein gemeinsames Portal. Dieses Portal sollte wie eine große Tür sein, die allen Menschen Halt gibt, die durch sie hindurch gehen. Der Weiberclan unterstützte diese Idee auf der Stelle und plötzlich waren wir „neun“ Weiber.

Außerdem wollten wir einen Verein gründen. Eigentlich hatten wir zuvor immer gesagt: „Ein Verein? Nein, danke, bloß das nicht“. Nun aber führte auch daran kein Weg mehr daran vorbei.

Die Kosten für solche Serverkapazitäten sind enorm. Schon lange hatten wir sie über Spenden der Forumsnutzer decken können. Doch, wie bitte schön sollte ich das langfristig dem Finanzamt erklären ? Und was wäre, wenn die Spenden eines Tages nicht mehr ausreichen würden?

Die Zeit, die allein für die technischen Dinge benötigt wird, wurde ebenfalls immer mehr, die Lösung hierfür war eigentlich nur diese:  Wir benötigten ausreichend finanzielle Mittel, um wenigstens einen Minijob daraus werden zu lassen, um diese Arbeit zu delegieren.

Es gab aber noch einen weiteren Aspekt. Einen sehr weiblichen sozusagen. Wir fanden, dass Frauenworte oftmals “anders“ sind,  und es entstand die Vision, dass wir dies weiterhin unterstützen wollten, dass nach und nach auch zu anderen Themen Foren entstehen würden, wenn sich dies aus der Arbeit ergibt. Bis zu diesem Zeitpunkt war das ja genau so gewesen: Die Eröffnung weiterer Foren hatte sich stes aus den vorhandenen Foren entwickelt. Zunächst hatte es das Trauerforum gegeben, dann kam das Forum für Folgeschwangerschaften dazu, dann das Kinderwunschforum, dann die Mutterseite.
Und so würde es weitergehen, das war klar und so war unsere Vision.

Und genau so geht es ja  auch weiter.